Mein Pferd hebt seinen Kopf, als ich um die Ecke komme und ihn begrüße.

Ich freue mich sehr, ihn zu sehen, und auch wenn ich weiß, dass es ihm gut geht, geht mein Kontrollblick gleich zu seinen Rippen.

Ein bisschen ängstlich frage ich mich, ob sie heute mehr zu sehen sind als gestern.

Hat er schon wieder abgenommen?

Jeden Tag schaue ich akribisch, denn ich möchte, dass er auf keinen Fall weitere Kilos verliert. Als altes Pferd, und vor allem im Winter, ist es nämlich wirklich schwer, verlorenes Gewicht wieder aufzufüttern. Das weiß ich nur zu gut.

Kennst du diesen Kampf um die Kilos bei deinem Pferd?

Jeden Tag schauen und hoffen, dass es mindestens so geblieben ist? Das Aufatmen während der Weidesaison – und das Bangen im Winter?

Weißt du manchmal nicht, was du tun kannst, um mehr Stabilität reinzubekommen?

In diesem Artikel zeige ich dir, wie du die Ursachen für das Untergewicht deines Pferdes erkennst und wie du eine stabile Grundlage aufbaust, mit der dein Pferd sein Gewicht halten und bald auch wieder zunehmen kann.


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Schritt Eins: Erkenne, ob dein Pferd zu dünn ist

Bevor du dich wild machst, ob dein Pferd wirklich zu dünn ist, solltest du dir einmal Zeit nehmen, die Lage zu beurteilen. Je nach Rasse, Typ und den Lebensumständen kann eine gewisse Schwankung nämlich ganz normal und völlig in Ordnung sein.

Den Typen beurteilen

Um ein Pferd richtig zu beurteilen, musst du dir einiges klarmachen.

Zum einen: Was für einen Typ Pferd habe ich da gerade vor mir?

Krass gesagt – ist es ein Araber oder ein Schleswiger Kaltblut? Du wirst bei einem Araber immer eher die Rippen sehen können, als bei einem schweren Typen.

Natürlich ist es bei diesen beiden Extremen jetzt leicht zu sagen, dass sie unterschiedlich sind, aber auch innerhalb einer Rasse kann es Unterschiede geben.

So gibt es auch unter den Haflingern Typen, die einfach von Natur aus zierlicher gebaut sind, und bei den Arabern Pferde, die im Vergleich zu ihren Kollegen eher stämmig aussehen.

Also schau dir an, was für ein Typ ist dieses Pferd von seiner Rasse her, was für ein Typ ist es generell und auch ganz individuell innerhalb seiner Rasse.

Wenn du dich in der Lehre der 5 Elemente auskennst, kann dir auch diese weiterhelfen: Ein Pferd im Feuer-Typ wird immer anders mit seinem Körpergewicht zu händeln sein, als zum Beispiel ein Erde-Typ.

Die Umstände beurteilen

Wenn du das erkannt hast, geht es zum nächsten Schritt:

In welchem Lebensabschnitt befindet sich dein Pferd?

Junge Pferde, die im Wachstum sind, dürfen gern mal etwas rippiger aussehen. Und auch alte Pferde haben einfach weniger Muskelmasse, weswegen sie eher zu dünn aussehen, ohne dass es für sie gleich kritisch sein muss.

Ein nächster Faktor in der Beurteilung ist die Jahreszeit.

Viele Pferdemenschen haben das Ziel, dass ihr Pferd das ganze Jahr über gleich aussehen muss. Doch in der Natur ist es anders: im Sommer fressen sich die Pferde Speck an, um im Winter davon zu zehren.

Das dürfen wir für unsere Pferde eigentlich auch sehr gern übernehmen.

Sie dürfen moppelig in den Winter gehen und schlank aus dem Winter kommen.

Aber: Moppelig aus dem Winter kommen, um im Sommer dann noch moppeliger zu werden ist kritisch, genauso wie zu dünn aus dem Sommer zu kommen und dann am Ende des Winters noch mehr Gewicht zu verlieren.

Daran erkennst du ein zu dünnes Pferd

Im Hinterkopf mit den oben genannten Faktoren, kannst du dein Pferd nun beurteilen.

Bei einem Pferd mit guter Figur kannst du die Rippen leicht und ohne Druck ertasten – ja, auch mit Winterfell! Im Optimalfall siehst du die Rippen auch in der Biegung auf der Außenseite. Je nach Rasse & Co geht das entsprechend einfach.

Wenn das Pferd vor dir jedoch recht kantig ist, du die Rippen, einige Wirbel und / oder den Hüfthöcker klar sehen kannst, und wenn der Hals etwas „nach unten gesackt“ ist, dann hast du ein deutlich zu dünnes Pferd vor dir.

Jetzt gilt es zu handeln, denn so, wie zu dicke Pferde ein Gesundheitsrisiko mit sich tragen, tun es zu dünne Pferde ebenfalls.

Zu dünn heißt, dass nach einer gewissen Zeit eine grundsätzliche Unterversorgung des gesamten Körpers vorliegt.

Daraus folgt ein schwächeres Immunsystem, eine generelle Schwäche des Körpers und der Organe, sowie auch eine höhere Gefährdung für den Bewegungsapparat.

Durch fehlende Muskeln werden Sehnen, Bänder und Gelenke mehr und falsch belastet, und diese sind dann meistens auch noch mit Nährstoffen unterversorgt.

Krankhaftes Untergewicht sollte also auf jeden Fall vermieden werden.

Falls du dir unsicher bist, ob dein Pferd zu dünn ist, oder nicht, frage am besten einen bodenständigen Therapeuten, der dir eine ehrliche Einschätzung gibt. Dann bist du auf der sicheren Seite.

Dicker Bauch?

Häufig wird der dicke Bauch eines Pferdes als „Wampe“ bezeichnet und als Indiz dafür genommen, dass ein Pferd zu dick ist. Doch vielleicht ist es dir schon aufgefallen: auch zu dünne Pferde können eine ordentliche Kugel mit sich herschieben.

Das liegt einfach daran, dass ein runder Bauch beim Pferd andere Ursachen hat, als Übergewicht.

Es kann sein, dass das Pferd aufgegast ist, dann wäre der dicke Bauch ein Hinweis auf eine Fehlgärung im Darm, oder dass einfach Muskeln fehlen, die den Bauch normalerweise schön straffen.

Mit Übergewicht an sich hat es jedoch nicht unbedingt etwas zu tun. Pferde legen zusätzliches Fett eher an den Mähnenkamm, hinter die Schultern oder über die Rippen an, aber nicht in einen einen runden Bauch.

Ein dicker Bauch beim Pferd ist also kein Anzeichen für Übergewicht.

Die Aussagekraft der Pferdewaage

Es ist sehr sinnvoll, dein Pferd wiegen zu lassen. Bedenke jedoch, dass nur das Gewicht allein nicht darüber entscheidet, ob dein Pferd zu dünn ist, oder nicht. Ein Pferd muss immer als Ganzes betrachtet werden.

Hab lieber ein paar Kilo weniger auf der Waage, dafür aber richtige und wichtige Muskeln, als dein Pferd sinnlos fett zu füttern und am Ende Krankheiten zu fördern.

Schritt Zwei: Finde die Ursache!

Dass dein Pferd zu dünn ist, kann mehrere Ursachen haben. Egal, welche Tipps du von mir gleich noch bekommst, solltest du diese herausfinden und dann beheben!

Die Ursachen können sein:

  • Zahnprobleme
  • Zu wenig Futter
  • Stress
  • Unerkannte Infekte
  • Weitere Erkrankungen wie Magengeschwüre, Hormonstörungen und ähnliches

Zahnprobleme

Die Zähne beim Pferd sind grundsätzlich anders aufgebaut, als beim Menschen. Pferdezähne sind mehrere Zentimeter lang und schieben sie sich Stück für Stück im Laufe des Lebens aus dem Kiefer heraus.

Zahnprobleme können entstehen, indem die Zähne sich unregelmäßig abnutzen und sich Haken oder andere Deformationen bilden. Der Kauvorgang ist dann gestört, die Nahrung wird nicht mehr richtig aufgeschlossen und das Pferd kann noch so viel fressen – am Ende kann es damit nichts anfangen.

Im Alter entstehen auch gern mal Wackelzähne oder es fallen Zähne ganz aus.

Eine Kaufläche, die das Futter aufreibt, ein wichtiger Arbeitsschritt der Verdauung, fehlt. Und auch wenn nicht alle Zähne ausfallen, kann es zu Problemen kommen. Denn die Oberflächen der alten Zähne werden mit der Zeit so glatt, dass sie die Nahrung ebenfalls nicht mehr richtig aufspalten und das Pferd trotz ausreichend Grundfutters immer dünner wird.

Wenn dein Pferd aso zu dünn ist, solltest du als Erstes einen kompetente Pferdedentalpraktiker kommen lassen.

Du sparst dadurch jede Menge Zeit und Geld, denn wenn du zuerst in teure Futtermittel, Pülverchen, Kügelchen und Co investierst, und es am Ende „nur“ die Zähne waren, wirst du dich richtig ärgern.

Stress

Egal ob dein Pferd Stress hat, weil es in der Gruppe nicht ans Futter gelassen wird, oder ob es durch andere Faktoren so viel Stress hat, dass es nicht fressen möchte, in beiden Fällen solltest du dir einmal Zeit nehmen, dein Pferd gut zu beobachten.

Du musst den Stressor herausfinden und abschalten, denn langfristiger Stress ist Krankheitsverursacher Nummer eins beim Pferd und kann weitreichende Folgen haben. Das Untergewicht wirst du dir dann schnell zurück wünschen.

Stressauslöser können sein:

  • Probleme in der Herde
  • Schmerzen (Zähne, Magen, Blähungen, Arthrose, Sattel, etc.)
  • Nicht passende Haltung (zu wenig Schlafmöglichkeit, Unterstände, Fressplätze, Platz etc.)
  • Erkrankungen
  • Traumata, die getriggert werden
  • Uvm. (Hey, Pferde sind einfach speziell ? )

Infekte und andere Erkrankungen

Besonders wenn ein Pferd plötzlich abnimmt, kann das ein Zeichen dafür sein, dass der Körper gerade mit einem Infekt zu kämpfen hat. Das ist ganz normal und kann mal vorkommen.

Beobachte dein Pferd, gib ihm etwas Schonzeit, miss Fieber und lass bei Symptomen einen Tierarzt drüber schauen.

Wenn dein Pferd jedoch regelmäßig solche Infekte hat, solltest du das unbedingt genauer abklären lassen.

Viele chronische Erkrankungen haben negative Auswirkungen auf den Hormonhaushalt deines Pferdes. Sie können dafür sorgen, dass dein Pferd zu dünn ist.

Wenn du also alle anderen Punkte aus diesem Artikel abhaken kannst und dein Pferd immer noch deutlich untergewichtig ist, solltest du unbedingt einen Therapeuten ins Boot holen.

Ich empfehle dir hier, dir einen Therapeuten zu suchen, der auf Stoffwechselprobleme spezialisiert ist.

Wenn dein Pferd zu dünn ist, kannst du, währen du die Ursache findest, aber bereits handeln, in dem du dein Pferd gesund fütterst.

Das muss gar nicht kompliziert sein, im Gegenteil: Es ist deutlich einfacher, als man denkt.

Schritt Drei: Füttere dein Pferd gesund zu!

Unsere Freizeitpferde brauchen eigentlich nur eines, um mit ausreichend Energie versorgt zu sein: Heu!

Heu ist auch die gesündeste Variante, um dein Pferd aufzufüttern, falls es zu dünn ist.

Wenn dein Pferd einen erhöhten Bedarf hat und zu dünn ist, solltest du auf jeden Fall die Heuration hochschrauben.

Das Maximum ist: Heu ad libitum, also zur absolut freien Verfügung. Ohne engmaschiges Netz, ohne Stress beim Fressen und natürlich Heu in wirklich guter Qualität.

Erst wenn das gewährleistet ist, und dein Pferd immernoch zu dünn ist, solltest du über ein gezieltes Auffüttern nachdenken.

Zusatz-Futtermittel

Es kann sinnvoll sein, dein Pferd zusätzlich zur Heuversorgung gezielt aufzufüttern.

Was du jetzt auf keinen Fall machen solltest, ist tonnenweise Zucker in dein Pferd zu stopfen.

Ja, wir Menschen werden von zuviel Zucker schön rund, aber Pferde werden damit in erster Linie einfach nur krank.

Zu diesen Zuckern zählen:

  • Müslis, auch „getreidefreie“
  • Getreide jeder Form (Hafer, Gerste, Mais, etc.), auch nicht geflockt, gewalzt oder sonstwie verarbeitet
  • Obst und Gemüse
  • Rübenschnitzel

Stattdessen solltest du ausreichend Fasern, eventuell in Form von Heucobs und / oder Esparsette und Luzerne zum gesunden Zufüttern nehmen.

Genauso ungeeignet zum Auffüttern ist übrigens jede Form von Öl.

Ja, Pferde sehen davon schön rund und glänzend aus, das liegt aber nur daran, dass der Körper das Öl über die Talgdrüsen so schnell es geht wieder ausscheidet, oder, wenn es zuviel ist, im Gewebe einlagert.

Pferde haben keine Gallenblase und sind für die Verdauung von Ölen nicht gemacht.

Das ist ein biologischer Fakt, den man nicht wegdiskutieren kann.

Kein Öl gehört ins Pferd.

Punkt.

Zusätzlich solltest du dein Pferd, wenn es zu dünn ist, mit einem höher dosierten Mineralfutter zu unterstützen.

Welches das passende ist, besprichst du am besten mit einem Therapeuten deines Vertrauens, denn es kann sich je nach Lebenslage und körperlichem Zustand deines Pferdes anders verhalten.

Diese drei Schritte gehe ich für mein Pferd immer wieder durch und die Belohnung ist ein deutlich stabileres Gewicht, auch im Winter!

Ich lasse mir von Therapeuten regelmäßig eine Einschätzung geben, füttere gesund auf und wenn ich Schwankungen entdecke, weiß ich meist schon, warum.

Ich hoffe, dass dir dieser Artikel hilft, auch mehr Stabilität für dein Pferd zu erhalten.

Was meinst du, an welchem Punkt musst du für dein Pferd ansetzen?

Beste Gesundheit für dich und dein Pferd,

Julia